Quinta da Casa Branca, Madeira

By In Europe

Der alte Mann sitzt auf der Veranda des imposanten Herrenhauses und blickt auf die mächtigen Zedernbäume, die sich wie zwei Wachtürme vor die üppigen Bananenstauden platziert haben. Er hat sich ein wenig herausgeputzt, denn sie liebt es nun mal, wenn er einen Anzug trägt und wer könnte ihr diesen Wunsch schon abschlagen. Natürlich hat er sich einen Gin Tonic bestellt, der nun feierlich vor seinen Augen ins richtige Verhältnis gemischt wird. „Ist es nicht herrlich hier?“ flüstert er mehr zu sich selbst, denn in der rechten Hand liegt sein goldener Montblanc, der das Leben für ihn Revue passieren lässt. Seit vielen Jahren kommen sie nun schon hierher, so sehr ist das Quinta da Casa Branca, ein Teil ihrer Geschichte geworden. 

Da ist zum einen das historische Manor House mit dem wuchtigen Kamin, dem imposanten Dining Room und der herrlichen Veranda, die jeden Abend zu einem romantischen Ereignis macht. Dann die Casa da Quinta Bar, in der sie viel gelacht und die ein oder andere Diskussion geführt haben, die sie am Ende meist für sich entschieden hat. Und natürlich der botanische Garten mit seinen 260 verschiedenen Pflanzenarten, der dieses Anwesen wie ein kleines Paradies umhüllt und Erinnerungen in sich trägt, die ihn nicht mehr loslassen.

#rooms

Die 43 Zimmer sind zeitlos und vom Architekten Joao Favila Menezes gekonnt minimalistisch in Szene gesetzt, so dass sie früher einfach von der Terrasse in den Park spaziert sind, um einen der zwei wunderschönen Pools aufzusuchen. Heute genießt er den Ausblick vom Balkon seines Premium Zimmers, das auf 55 Quadratmetern, jeglichen Komfort bietet, den man sich nur wünschen kann. Ihr war schon immer das große Badezimmer aus weißem Marmor wichtig, um sich in ihrem eigenen Reich, für ihn hübsch zu machen. Als hätte sie das jemals nötig gehabt, denkt er sich heute und macht eine kleine Notiz mit seinem Montblanc Füller.

#wellness

Heute haben sie einen Fitnessraum, mit so modischen Dingen wie Indoor-Cycling oder Spinning. Sogar einen Jacuzzi und eine Sauna für kühlere Tage gibt es im Quinta da Casa Branca, doch die überlässt er nur zu gern den anderen Gästen, denn ihr gemeinsamer Platz sind die wunderschönen Außen-Pools, die mitten in die Bananenterrassen hinein platziert wurden. Früher sind sie oft mit den Gärtnern zwischen den Stauden herumspaziert, um dem Weg des Wassers zu folgen, welches hier in kleinen Wasserstraßen, den Levadas, den Hang hinunterfließt. Mit einem Schmunzeln beobachtet er eine kleine Gruppe von Gästen, die neugierig und interessiert ihrem liebgewonnen Ritual folgt. Er weiß noch, wie sie die Gärtner immer mit Fragen gelöchert hat, um am Ende ganz erschöpft auf ihrer Gartenliege ein Nickerchen zu halten. 

#food

Er legt den Montblanc zur Seite und greift zur Karte, die wie jeden Morgen und jeden Abend mit seinem Namen versehen ist. Es gibt so wunderbare Speisen wie den geräucherten Thunfisch mit Maracuja-Vinaigrette oder die knusprige Entenbrust mit Schwarzer Johannisbeer-Sauce, die es ihm besonders angetan hat. Beim Nachtisch waren sie sich schon immer einig: Es musste der Bananen-Tarte sein, der nach 15 Minuten im Ofen, warm und cremig serviert wird, dabei so herrlich zu einem Glas Madeira Wein passt und ein würdiges Finale abgibt. Jeder Abend ist dabei wie eine kleine Oper in drei Akten, die viel Zeit für Entdeckung und Gespräche lässt.

#sightseeing

Er hat es heute Morgen eilig, denn ein Tag voller Naturwunder und Erinnerungen steht auf dem Programm. Das Frühstück kommt ihm dabei fast in die Quere, doch wie könnte er auf seine Eier Benedict, den Lachs oder das frische Brot mit Aufstrich nur verzichten? Um möglichst wenig Zeit zu verlieren, hat er den Rucksack für den heutigen Ausflug gleich mitgebracht und macht sich sogleich auf den Weg ans Ende der Insel, zum Ponta de Sao Lourenco, wo er noch einmal den rund 6 Kilometer langen Küstenabschnitt zum Morro do Furado umwandern möchte. Madeira präsentiert sich hier von seiner kargen, vulkanischen Seite und lässt die Steilküste direkt auf das Meer treffen. 

Immer wieder eröffnen sich Aussichten, die einem schier den Atem rauben, so dass er nicht nur aufgrund der vielen Stufen immer wieder nach Luft ringen muss. Gehe nicht zu nah an den Abgrund, hört er sie immer wieder rufen, doch die Stimme wird durch den Wind einfach hinfort getragen. Er gönnt sich ein kleines Bier am Casa do Sardinho und macht sich alsbald auf den Rückweg, denn er hat noch eine Menge vor. Mit einem Lächeln muss er dabei an sein blaues Notizbuch denken, dass heute Abend vor Eindrücken schier überquellen wird. Sein nächster Stopp führt ihn zum Aussichtspunkt am Eira do Serrado, wo man tief hinab zum kleinen Dorf ins Nonnental schaut, dass von den mächtigen Bergrücken der höchsten Gipfel Madeiras schier erdrückt wird. Zugegeben, das war immer ihr magischer Ort gewesen, denn sie liebte diese Bergwelt so sehr, auch wenn sie nicht mehr die berühmte Wanderung zum Pico Ruivo auf sich nehmen konnte. Es zieht ihn zurück ans Meer, nach Camara de Lobos, dem wohl typischsten Fischerdorf auf Madeira. Die bunten Boote schaffen hier einen beeindruckenden Kontrast zum schwarz brandenden Ozean und den grünen Hängen aus Bananenbäumen. Die Boote sind doch viel zu klein, um einen Menschen hinaus aufs offene Meer zu tragen, hört er ihre Stimme und muss unwillkürlich Schmunzeln. Es sind Zubringer, sagt er dann immer, denn natürlich kann man in diesen Badewannen keinen Thunfisch fangen. Es ist Zeit für heute abzuschließen und so begibt er sich zurück in die Altstadt von Funchal, um ein letztes kleines Abenteuer zu erleben.

Mit der Gondelbahn des Teleférico do Funchal geht es hinauf zum Bergdorf Monte, von wo einem die Inselhauptstadt zu Füßen liegt. Der Ausblick von der wunderschön gelegenen Kirche Santuário de Nossa Senhora do Monte ist ein Platz für Träumer und Genießer und zugleich der Ausgangspunkt für die wildeste Abfahrt auf ganz Madeira. Er hat die traditionelle Fahrt im Korbschlitten immer als Touristenspaß abgetan, doch sie hat sich am Ende jedes Mal durchgesetzt, um sich von zwei Carreiros hinab in Richtung Altstadt ziehen und schieben zu lassen. Er verzieht auch diesmal keine Miene, als er Platz nimmt und in die zuversichtlichen Augen seiner beiden Piloten schaut, die die Strecke im Schlaf hinunterfahren können. Es kann losgehen, gibt er das Zeichen zum Start und hört ein letztes Mal ihr Juchzen und Jubeln, als es mit hoher Geschwindigkeit um die Ecken und Bordsteine der schmalen Gassen von Funchal geht.

#QuintadaCasaBranca

„Den Gin Tonic wie immer mit Hendrick´s“ fragt der höfliche Ober und kennt die Antwort doch bereits. Er ist zurück auf seinem Stammplatz auf der Veranda des Manor House, welches die Leacock Familie in den späten 40er-Jahren erbauen ließ und lässt den Tag Revue passieren. „Hat es dir gefallen, meine Liebe?“ fragt er sie, in seiner trockenen, unaufgeregten Art, die sie manchmal zur Verzweiflung brachte. Doch der Platz neben ihm ist leer. Sie hat ihn längst verlassen, aber ihr Geist lebt an all diesen wunderbaren Orten für ihn weiter. Der alte Mann sitzt auf der Veranda und schreibt in sein blaues Notizbuch: Ach, hättest du mich heute doch nur sehen können.

Dieser Artikel entstand auf Einladung des Hotels Quinta da Casa Branca in Funchal. Die Geschichte ist frei erfunden, doch sie wurde inspiriert von einem Gast, der auch heute wieder auf der Veranda des Manor Hauses sitzen wird, um in seinem blauen Notizbuch etwas aufzuschreiben. 

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